5.04.2006

Von der Grausamkeit des Aufheiterns

Der Titel mag etwas seltsam erscheinen, aber er beschreibt wohl am besten was mir vor kurzem widerfahren ist.

Wie so manch anderem ist es auch schon mir passiert, meine „große“ Liebe erlitt Schiffbruch, mehrer Wochen war ich mit einer dementsprechenden Grabesstimmung und der dazu passenden Gesichtsfarbe - Leichenblass - unterwegs.

Die Beziehung hatte gerade lange genug gedauert das alle Verwandten begriffen hatten das ich „liiert“ war und meine Mutter hatte mit entsprechenden Infos dafür gesorgt das „wir“ als ein inniges Pärchen bei allen Verwandten zur Kenntnis genommen wurden. Auch die obligatorischen Fragen nach Kindern und der baldigen Hochzeit hatten sich bereits eingestellt.

Ich denke mancher Bild-Reporter oder CNN Korrespondent könnte einiges von meiner Mutter lernen, den auch die Schreckensnachricht vom Ende der Traumbeziehung hatte sich in Windeseile verbreitet und von allen Seiten gab es die entsprechenden Beileidsbekundungen.

Auch wenn mein Gesicht inzwischen wieder menschlichere Farbtöne angenommen hat gibt es selbst nach fast 2 Jahren da und dort die Frage wie es mir den jetzt „gehe“. Na ja, über „Kurz-Beziehungen" informiert meine katholische Mutter wohl nicht so ausführlich…

Insbesondere meine Großtante fühlt sich berufen, mir da und dort tröstende Worte zukommen zu lassen und mich aufzuheitern. Bei einem der jährlich stattfindenden Klantreffen ist ihr das so trefflich gelungen, das ich es hier für die Nachwelt festhalten möchte.

Der Standardfrage nach meinem Wohlbefinden und den anschließenden aufmunternden Worten folgte der Satz: „Sie hat damals etwas besseres gefunden…“. Autsch! – Auch wenn mit den besten Absichten und in einem Ton, der nur als tiefstes Mitleid zu beschreiben war – das war doch etwas viel.

Feinfühlig sezierte sie danach noch das Scheitern der Beziehung mit einem Fachwissen, das man sich nur in 80 Jahren Lebenserfahrung aneignen konnte. Hätte ich diese Ratschläge bloß früher bekommen! Schließlich folgte noch der abschließende Verweis das ich sicher auch irgendwann eine fleißige, sparsame und gute Köchin – am besten so wie meine Mutter – finden werde und den Kopf nicht hängen lassen brauche. Schließlich sei ich ja ein ganz „netter“ Bub (von 27 Jahren). Wo ist eigentlich eine Glas Vodka wenn man es mal wirklich braucht?

An dieser Stelle musste ich dann meine Tante unterbrechen, um eine „Bekannte“ vom Bahnhof abzuholen, mit der ich 20 Minuten später wieder auf der Familienfeier auftauchte. Sehr zur Überraschung und dem Verwundern meiner Großtante…

Tja, die Jugend von heute ist auch nicht mehr das was sie noch nie war!